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Ikonen Ankauf

Georg Schomaker

Kunst- und
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Wohl wissend, dass viele verschiedene Religionen mit eigenen Wahrheitsansprüchen nebeneinander existieren, sieht sich das Christentum als religio vera, als die wahre Religion. Aber worin sehen und begründen Christen ihren Glauben als den Echten, den Wahren?

Der Begriff der Wahrheit umfasst die Gewissheit, dass eine Aussage, eine Darstellung oder eine Erkenntnis auf einsichtigen Tatsachen und Geschehnissen beruht, sich aus diesen begründen lässt und damit als richtig und wahr gelten kann. Durch die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft, d.h. die Evolutionstheorie und das damit verbundene Wissen über den Ursprung des Menschen, wird die vom Christentum verbreitete und als wahr angesehene Schöpfungs- und Erbsündenlehre in Frage gestellt. Das „Wahrheitsgeschehen“ des christlichen Glaubens lässt sich also nicht mit unserem heutigen historischen Bewusstsein von einer „wahren Geschichte“ bemessen bzw. verstehen. „Wahrheit“ im religiösen Sinne, scheint etwas ganz anderes zu beinhalten.

Kern aller Religionen ist der von der jeweiligen Gottheit eröffnete Heilsweg, um den sich die Wahrheitsgewissheit bildet. Der Wahrheitsanspruch des Judentums findet sich zum Beispiel im ersten Gebot: „Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (2. Moses 20,1). Der hier implizierte Monotheismus lässt sich im Christentum im Vers „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh. 14, Vers 6) im Johannesevangelium wieder finden. Laut des Christentums hat sich Gott der Menschheit durch Jesus Christus offenbart, d.h. zu erkennen gegeben. Jesus erweist sich durch seine Auferstehung, „mit der er sich über Leben und Tod eines jeden historischen Menschen und über alle Geschichten erhebt“ als Sohn Gottes, als Gottmensch. Mit dieser Offenbarung Gottes beansprucht das Christentum die Offenbarung der Wahrheit zu sein. Mit Wahrheit ist jedoch nicht der Sachverhalt gemeint, sondern derjenige, auf den man sich verlassen und vertrauen kann“: Gott selbst ist als Wahrheit zu verstehen. Da die Wahrheit jedoch im Verborgenen liegt – latet omne verum – gibt es über sie keine Gewissheit, sondern nur Meinungen. Der christliche Glaube und sein verkündetes Heilsgeschehen lassen sich also nicht weltgeschichtlich hinterfragen. Seine Wahrhaftigkeit beruht auf der unantastbaren Zuversicht und dem bedingungslosen Vertrauen des Gläubigen und fordert ferner neben dem rechten Glauben ein rechtes Verhalten.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. schrieb über die christliche Wahrheit: „Was als Wahrheit verpflichtende Kraft und verlässliche Verheißung für den Menschen gewesen war, wird nun zu einer kulturellen Ausdrucksform des allgemeinen religiösen Empfindens, die uns durch die Zufälle unserer europäischen Herkunft nahe gelegt ist [...]. Der christliche Glaube beruht also nicht auf Poesie und Politik, diesen beiden großen Quellen der Religion; er beruht auf Erkenntnis“ [Kardinal Joseph Ratzinger: Der angezweifelte Wahrheitsanspruch, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.01.2000, Nr. 6, S. I]. Die Kraft des Christentums sieht er in der in sich bergenden Synthese von Vernunft, Glaube und Liebe, die der Begriff der religio vera zusammenfassend ausgedrückt. Sie seien die „eigentlichen Grundspfeiler des Wirklichen [...]: Die wahre Vernunft ist die Liebe, und die Liebe ist die wahre Vernunft. In ihrer Einheit sind sie der wahre Grund und das Ziel alles Wirklichen“.

Als Kern des Christentum lässt sich der Wahrheitsbegriff natürlich nicht nur in der Bezeichnung religio vera finden: Vera ikon, das „wahre Bild“, steht vor allem in der Ostkirche für das Urbild, welches weder ein Kunstwerk noch ein gewöhnliches Abbild darstellt, sondern ein auf mystische Weise entstandenes Geschenk Gottes ist. Der Legende nach kann dies beispielsweise wie folgt entstehen: Auf dem Weg nach Golgatha bekommt der gefolterte Jesus Christus von einer Frau ein Tuch überreicht, damit er sich Blut und Schweiß abwischen kann. Als die Frau das Tuch zurück bekommt, ist das Gesicht Jesu darauf zu erkennen. Neben dem „Schweißtuch der Veronika“ sieht man auch den Schleier von Manoppello, das Grabtuch von Turin und wenige andere Ikonen als Urbilder, d.h. als nicht von Menschenhand angefertigte Bilder, an.

Diese als Ikone bezeichneten Kultbilder können aus der Sicht vieler Gläubiger Wunder bewirken. Eine Ikone beinhaltet weder die Weltsicht eines Künstlers, noch repräsentiert sie etwas. Es geht um das „wahre Bild des Göttlichen“ selbst, weshalb auch nach den Doktrinen der Ostkirche so viele Bedingungen an die Herstellung einer Ikone geknüpft sind. Durch die strenge Orientierung an jenen ist der Ikonenmaler sich bewusst, dass er das wahre Antlitz Jesus Christus oder jedes anderen Heiligen malt.